Marokko. Noch kann ich es nicht fassen, dass hier nun unser „Zuhause“ werden soll. Wenn (!) alles glatt läuft, was soviel heißt wie, dass es uns hier gefällt (ohne große Kompromisse), dann werden wir hier leben für die nächsten 18 Monate (mindestens).
Es wäre schön, könnten wir sagen, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben für uns. Es wäre schön, wenn wir nach unserer Wohnung in Berlin endlich wieder einen Ort hätten, den wir Zuhause nennen könnten.
Es wäre schön.
So wie wir Indien entdeckt haben, mit Jari im Herzen und vor unserem inneren Auge, so laufen wir auch durch Rabat und stellen uns vor, wie es wohl wäre mit Jari auf dem Arm die Stadt zu erkunden.
An diesem letzten Wochenende wäre er neun Monate alt geworden. Neun Monate ohne Jari. Langsam wird es immer abstrakter sich vorzustellen, wie der Kleine nun wäre. Was nie weniger wird, ist die Sehnsucht. Manchmal hat man das Gefühl, sie würde einen regelrecht in den Wahnsinn treiben. Vielleicht ist es ihre Intensität, oder das Wissen, dass sie nie aufhören wird. Neulich habe ich eine Bekannte aus der Gruppe für verwaiste Eltern auf dem Friedhof getroffen. Wir haben uns unterhalten und sie fragte mich, ob ich manchmal von Jari träumen würde. Es kommt vor, eher selten, was ich bedauere, aber ich hatte vor ungefähr einem Monat einen Traum, in dem Jari ein junger Mann war. Ich habe mit ihm gesprochen, worüber weiß ich nicht, aber er sah gut aus. Ein wunderschöner Mann, gesund, groß, und er hatte eine unheimlich starke Ausstrahlung. Die Ausstrahlung war diesselbe, die er auch hatte, als er dort lag, an den vielen Schläuchen und Kabeln, so krank, und doch so stark und tapfer…er hat gestrahlt.
Einmal mehr ist mir da bewusst geworden, dass Jari uns unser Leben lang fehlen wird. Nicht nur uns, auch seinen Geschwistern, die er vielleicht eines Tages haben wird. Aber er wird uns auch immer begleiten. In unseren Träumen oder während der kleinsten alltäglichen Handlungen. Egal wo. Und egal wann.
Philipp nennt Jari passenderweise immer den „kleinen Zauberer“. Und wer einmal von ihm verzaubert wurde, der bleibt es auch. ♥
P.S.: Leider hat Philipp seine Kamera verloren (oder verzappelt für den Moment), so dass Bilder später folgen werden.